BAT Freizeit-Forschungsinstitut stellt 4. Gesamtdeutsche und 2. Europäische Tourismusanalyse in Hamburg vor 

Freizeit aktuell, 114

14. Februar 1994

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BAT Freizeit-Forschungsinstitut stellt 4. Gesamtdeutsche und 2. Europäische Tourismusanalyse in Hamburg vor

Reisejahr 1993: Rezession bremst Reiselust.
Geht der ostdeutsche Reiseboom zu Ende?

Im vergangenen Jahr hat die ungünstige gesamtwirtschaftliche Lage auch die Reiselust der Deutschen gebremst. Dies ist ein Ergebnis der vierten gesamtdeutschen Tourismusanalyse des BAT Freizeit-Forschungsinstituts, das jetzt 5.000 Bundesbürger ab 14 Jahren nach ihrem Urlaubsverhalten 1993 und ihren Reiseabsichten 1994 befragt hat. Danach sind im vergangenen Jahr 60 Prozent der Westdeutschen (1992: 61 %) und 59 Prozent der Ostdeutschen (1992: 66 %) im Urlaub verreist. Die Westdeutschen waren im Durchschnitt 16,5 Tage, die Ostdeutschen nur 13,0 Tage unterwegs. Während das Reiseverhalten der Westdeutschen im Vergleich zum Vorjahr kaum Veränderungen zeigte, deutet sich ein Ende des ostdeutschen Reisebooms an.

Seit der deutschen Vereinigung nahm der Anteil der Ostdeutschen, die sich eine Urlaubsreise leisteten, stetig zu. Doch im vergangenen Jahr zeichnete sich eine Trendwende ab: Vor allem bei kürzeren Reisen bis 14 Tage waren deutliche Einbrüche feststellbar. Und nur mehr 40 Prozent der ostdeutschen Bevölkerung unternahmen eine längere Urlaubsreise, während 41 Prozent im Urlaub ganz zu Hause blieben (1992: 34 %). Der Anteil der Nichtreisenden war damit 1993 wieder genauso hoch wie 1990 kurz vor der deutschen Vereinigung. Sinkende Realeinkommen, anhaltende Rezession und steigende Arbeitslosenzahlen hinterlassen ihre Bremsspuren: „Für viele Ostdeutsche stellt sich nicht mehr die Frage, wie oft und wie lange sie verreisen sollen, sondern ob sie überhaupt noch verreisen können“, so Prof. Dr. Horst W. Opaschowski, der Leiter des BAT Instituts.

Der Urlaubsmarkt entwickelt sich immer mehr zum Spiegelbild des Arbeitsmarkts. Eine Zwei-Klassen-Gesellschaft zeichnet sich bundesweit ab: Die meisten Nichterwerbstätigen mußten 1993 im Urlaub ganz zu Hause bleiben (Rentner: 59 % – Arbeitslose: 61 %). Die Erwerbstätigen aber gaben sich reiselustig – je nach Berufs- und Einkommensgruppe. Zwei von fünf Arbeitern (40 %) blieben 1993 im Urlaub zu Hause, dagegen nur jeder vierte Angestellte oder Beamte (27 %) bzw. jeder siebte Leitende Angestellte und Höhere Beamte (16 %).

Reiseziele 1993:
Bayern im Abwärtstrend – Spanien weniger gefragt

Für zwei von fünf Bundesbürgern (41 %) war Deutschland 1993 wieder das liebste Reiseland – wie 1992 auch (42 %). Der Anteil der Inlandsreisenden erscheint auf den ersten Blick relativ stabil. Deutschland „hat“ seine Stammurlauber. So waren in den letzten beiden Jahren jeweils 39 Prozent der westdeutschen Reisenden im eigenen Land unterwegs. Bei den Ostdeutschen war dieser Anteil 1993 zwar rückläufig, lag mit 51 Prozent aber nach wie vor deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Doch auch „Stammurlauber“ können zur Wachstumsbremse werden, wenn es nicht gelingt, eine jüngere Besucherschaft anzusprechen. Inlandsreisen sind zu einer Domäne der älteren Generation geworden. Doppelt so viele Ältere (über 65jährige: 62 %) als Jüngere (14 bis 29jährige: 31 %) haben 1993 Urlaub im eigenen Land gemacht. Dies ist eine Herausforderung für den gesamten inländischen Fremdenverkehr.

Die bayerischen Feriengebiete Ostbayern/Oberbayern/Allgäu, obwohl weiterhin „das“ inländische Reiseziel, verlieren seit drei Jahren kontinuierlich an Bedeutung in der Gunst der Urlauber. Der ostdeutsche Besucheransturm nach Bayern befindet sich in einem deutlichen Abwärtstrend (1991: 16 % – 1992: 12 % – 1993: 11 %). Und auch die westdeutschen Urlauber verlieren zunehmend das Interesse an bayerischen Seen und Bergen (1991: 11 % – 1992: 9 % – 1993: 8 %).

Hingegen verzeichnen die deutschen Küstenferiengebiete in den letzten drei Jahren relativ stabile Anteile. Jeder siebte deutsche Urlauber hat im vergangenen Jahr die Nordsee (7 %) oder die Ostsee (7 %) als Reiseziel gewählt. Feststellbar war auch ein leicht wachsendes Interesse der Westdeutschen an den ostdeutschen Feriengebieten. Mit der verbesserten touristischen Infrastruktur beginnen die ostdeutschen Feriengebiete aufzuholen. Die neuen Bundesländer insgesamt zogen 1993 genausoviele westdeutsche Urlauber an wie der Schwarzwald (jeweils 5 %). Allerdings war der Anteil der ostdeutschen Urlauber mit 16 Prozent auch im letzten Jahr weiter rückläufig.

Bei den Auslandszielen der Deutschen gab es 1993 in der traditionellen Rangfolge wenig Bewegung. Spanien (10 %), Österreich (8 %) und Italien (7 %) mußten als Hauptreiseländer jedoch leichte Einbußen hinnehmen. Diese resultierten bei Spanien vor allem aus dem Ausbleiben ostdeutscher Urlauber (minus 4 Prozentpunkte), während für den Rückgang in Italien die Westdeutschen (minus 2 Prozentpunkte) verantwortlich waren. Die übrigen europäischen Reiseländer lagen in der Gunst der Deutschen auf Vorjahresniveau. Weder Griechenland, Frankreich oder die Türkei konnten an die Zuwächse der letzten Jahre anknüpfen. Gleiches gilt auch für die außereuropäischen Reiseländer, die 1993 von 8 Prozent der deutschen Urlauber aufgesucht wurden (West: 9 % – Ost: 4 %), während es 1992 sieben Prozent waren. Wichtigste Reiseziele blieben hier die USA (3 %) vor Tunesien/Marokko (2 %) und der Karibik (1 %).

Reiseabsichten 1994:
Ungebrochene Reiselust bei den Westdeutschen

Allem Krisengerede zum Trotz: Die Westdeutschen sind 1994 zum Reisen entschlossen wie schon seit vielen Jahren nicht mehr. Eine knappe Mehrheit der westdeutschen Bevölkerung will auf jeden Fall 1994 eine Urlaubsreise unternehmen – im Vergleich zu den Vorjahren eine außergewöhnlich hohe Zunahme der Reiselust (1994: 54 % – 1993: 46 %).

Eine solche Zunahme hat mehr psychologische als ökonomische Ursachen. Der sich ankündigende Reiseboom gleicht eher einer Trotzreaktion der Westdeutschen, die es „noch einmal wissen“ wollen. Dazu Prof. Opaschowski: „Raus aus der Rezession, weg von der Wirtschaftskrise heißt das Ziel, der Urlaubsort ist beinahe Nebensache. Doch schon im nächsten Jahr kann auch die Touristikbranche den Rotstift der Verbraucher zu spüren bekommen.“

Die ostdeutsche Bevölkerung zieht bereits in diesem Jahr die Notbremse: Der unaufhaltsam erscheinende Aufstieg ostdeutscher Reiselust hat seinen Höhepunkt vorerst erreicht und überschritten. Für die Reise-Euphorie des vergangenen Jahres (54 %) ist 1994 weniger Platz (51 %). Und jeder fünfte Ostdeutsche (21 % – 1993: 14 %) weiß schon jetzt, daß er in diesem Jahr nicht verreisen will oder verreisen kann.

Alles deutet darauf hin: Die Westdeutschen zeigen sich „noch“ in ihren Reiseplänen immun gegenüber Rezessions- und Krisenerscheinungen. Ihre Reiselust ist ungebrochen, ihr Reisebudget aber sicher begrenzt. Die Touristikbranche mag sich über mehr Buchungen freuen, sollte sich aber nicht auf höhere Reiseausgaben verlassen. Dies trifft insbesondere für den ostdeutschen Urlaubermarkt zu, von dem in diesem Jahr keine Rekordbuchungen mehr zu erwarten sind.

Reiseziele 1994:
Vor allem bei Ostdeutschen mehr Inlandsreisen

1994 zeichnet sich ein gegenläufiger Trend ab: Die Westdeutschen wollen weniger, die Ostdeutschen mehr Inlandsreisen unternehmen. Nach dem enttäuschenden deutschen Sommer des vergangenen Jahres wollen wieder drei Viertel der westdeutschen Urlaubsreisenden dem eigenen Land den Rücken kehren. Frei nach der Devise „Wenn schon – dann richtig in die Sonne“ haben sie vor allem Sonnenziele vor Augen. Nur ein Viertel will 1994 Urlaub im eigenen Land machen. Deutlich höher liegt der Anteil der ostdeutschen Urlaubsreisenden, die im kommenden Jahr auf Auslandsreisen verzichten und ihren Urlaub in Deutschland planen (39 % – 1993: 34 %). Die meisten von ihnen zieht es in die alten Bundesländer (28 %), die übrigen (11 %) nannten die neuen Bundesländer als Ziel.

Bei den für 1994 geplanten Auslandsreisen der Deutschen dominieren die Sonnenziele. Für die Westdeutschen sind Spanien (13 %), Italien (8 %), Griechenland (4 %) und die USA (4 %) die Top-Ziele der Reisesaison ’94. Die Ostdeutschen favorisieren Österreich (9 %), Skandinavien (7 %) und Italien (7 %).

Die Türkei, der Aufsteiger der letzten Jahre, kann keine größeren Steigerungsraten erwarten. Nur 3 Prozent der Deutschen wollen sich 1994 für die Türkei als Reiseziel entscheiden. Da kann selbst der skandinavische Norden (4 %) der Türkei noch den Rang ablaufen.

Die USA bleiben als Fernziel Nr. 1 weiterhin attraktiv – vom Preis und vom Angebot her. Der ganz große Reiseboom steht den USA in den nächsten Jahren wohl erst noch bevor, wenn die Wirtschaftsaussichten besser werden und die Touristen wieder auf „Nummer sicher“ gehen können.

Die Ergebnisse der BAT Tourismusanalyse lassen den Schluß zu, daß vor allem den Westdeutschen derzeit eine beinahe weltmeisterliche Quadratur des Kreises gelingt: Ihr Realeinkommen sinkt, aber ihre Reiselust steigt. Professor Opaschowski: „Die Urlaubsreise gehört heute zur Grundausstattung eines schönen Lebens. Sie ist für viele ein ‚Muß‘ für die eigene Motivation – gespart wird daher woanders, z.B. bei den Anschaffungen des täglichen Lebens von der Kleidung bis zum Auto.“

Atmosphäre, Leistung, Sicherheit.
Verliert Deutschland den Anschluß im touristischen Wettbewerb?

5.300 Europäer aus den Ländern Deutschland und Frankreich sowie den Benelux-Staaten Niederlande, Belgien und Luxemburg wurden vom BAT Freizeit-Forschungsinstitut nach ihrer Meinung befragt, was ein Reiseziel oder Urlaubsland dem Feriengast bieten sollte. Es zeigt sich, daß für mehr als zwei Drittel der Befragten eine schöne Landschaft (72 %) und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis (68 %) ganz oben auf der Liste der erwarteten Qualitätsmerkmale stehen, gefolgt von Sauberkeit und gesundem Klima (jeweils 48 %). Bereits an fünfter Stelle steht mit 45 Prozent die Ausländerfreundlichkeit des Reiselandes als wichtiges Entscheidungskriterium – noch vor dem Reiz der vorhandenen Sehenswürdigkeiten (43 %).

Vor dem Hintergrund der Ereignisse des letzten Jahres hat die Sicherheitsgarantie am Urlaubsort (41 %) mittlerweile einen gleich hohen Stellenwert erreicht wie die Sonnengarantie (40 %) oder die gute touristische Infrastruktur (38 %). Eine überraschend geringe Bedeutung hat hingegen ein hoher Umweltschutzstandard, der nur für 18 Prozent der befragten Europäer entscheidend bei der Wahl des Reiseziels ist.

Mißt man das Reiseland Deutschland an diesem Qualitätskatalog, so zeigt die BAT Befragung: Während die klassischen Qualitäten wie schöne Landschaft, gute Infrastruktur, interessante Sehenswürdigkeiten und die deutsche Sauberkeit von der weit überwiegenden Mehrheit der befragten Europäer bestätigt werden, attestiert nurmehr jeder zweite der Bundesrepublik ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Damit rutscht dieses zweitwichtigste Auswahlkriterium bei der Bewertung Deutschlands an die vorletzte Stelle. Auch hinsichtlich der Ausländerfreundlichkeit schneidet die Bundesrepublik vergleichsweise schlecht ab. Mit 53 Prozent steht sie erst an achter Stelle der Qualitätsmerkmale eines Deutschlandurlaubs. Hiervon am wenigsten überzeugt sind die Holländer (30 %) und überraschenderweise auch die Deutschen selbst (46 %). Positiv schlägt dagegen die Sicherheit an deutschen Urlaubsorten zu Buche (56 %) wie auch der hohe Umweltstandard (71 %), der jedoch nur ein nachrangiges Auswahlkriterium der befragten Europäer ist.

Im direkten Vergleich der Nachbarländer Deutschland und Frankreich werden die touristischen Stärken und Schwächen der Bundesrepublik deutlich. Erkennbar besser schneidet das Reiseland Deutschland lediglich im Bezug auf Sauberkeit (+31), Sicherheit (+14) und Umweltstandard (+31) ab. Nach Ansicht von Prof. Opaschowski läuft das Reiseland Deutschland Gefahr, „touristische Qualitäten an der falschen Stelle“ zu bieten. Die Reisenden finden in Deutschland einen hohen Umweltschutzstandard vor – gegen einen hohen, für viele Europäer zu hohen Preis. Und Deutschland gibt den Reisenden eine Sicherheitsgarantie am Ferienort, vermittelt ihnen aber nicht das Gefühl eines gast- und ausländerfreundlichen Reiselandes.

Der neue Reiserealismus.
Die „heile Urlaubswelt“ gibt es nicht mehr

Die Urlaubssaison ’93 brachte eine ernüchternde Bilanz. Weltweit wurden Touristen immer öfter Zielscheibe von Aggressionen und Opfer von Gewalt und Kriminalität. Die Philosophie von den „schönsten Wochen des Jahres“ steckt in einer tiefen Krise. Die Kluft zwischen Prospekt und Wirklichkeit, zwischen dem Versprechen einer heilen Urlaubswelt und der Urlaubsrealität als einer riskanten Privatsache trägt wesentlich zur Verunsicherung der Touristen in Europa bei.

Fast jeder zweite befragte Europäer (45 %) vertritt mittlerweile die Auffassung: „Touristen sind immer weniger gern gesehene Gäste und immer öfter Opfer von Verbrechen“. Und 53 Prozent der Deutschen sind der Meinung: „Der Tourismus verkauft eine ‚heile Welt‘, die es schon lange nicht mehr gibt“. Urlauber wollen nicht nur die berühmte Bräune, sondern auch die heile Haut nach Hause bringen. Im Zweifelsfall entscheiden sie sich mehr für Sicherheit als für Sonne. Keine Ferienregion kann es sich leisten, auf Dauer ein Risikogebiet für Urlaubsgäste zu sein. Oder sollen die Urlauber in Zukunft in perfekt organisierte Ferienwelten fliehen, die zwar künstlich, aber eingezäunt und rund um die Uhr bewacht sind?

Licht- und Schattenseiten des Tourismus

2.600 Bundesbürger ab 14 Jahren sollten sich zum Thema „Ist der Tourismus ein Segen oder ein Fluch?“ Gedanken machen und Stellung beziehen. Ansichten, Meinungen und Stellungnahmen über Nutzen und Schaden, Vor- und Nachteile wurden den Befragten in Form von ausformulierten Statements zur Entscheidung vorgelegt. Die Statements setzten sich je zur Hälfte aus möglichen Chancen und aus möglichen Risiken zusammen. In der ganz subjektiven Bilanz der Bevölkerung geht die Tourismusentwicklung heute mit einem Gewinn an materiellem Wohlstand und einem Verlust an kultureller Identität einher.

Auf der Chancen-Seite ist es unbestritten, daß der Tourismus in den bereisten Ländern viele Arbeitsplätze schafft. 92 Prozent der Deutschen halten die Schaffung von Arbeitsplätzen für die wichtigste Errungenschaft der Dienstleistungsindustrie Tourismus. Damit verbunden ist der Tourismus in vielen Ländern zu einer wichtigen Einkommensquelle für die Bewohner geworden und hat nach Meinung der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung.

(86 %) den Bewohnern soziale Sicherheit gebracht. 81 Prozent der Bevölkerung sind zudem davon überzeugt, daß der Tourismus in vielen Feriengebieten zur wichtigsten Lebensgrundlage geworden ist, ja die Lebensqualität der Bewohner entscheidend verbessert hat. Eine knappe Mehrheit der Bevölkerung (57 %) verbindet mit der weltweiten Expansion des Tourismus ferner die Hoffnung, daß Urlaubsreisen ein Weg zu mehr Verständnis sind und die Menschen in den Industrie- und Entwicklungsländern näherbringt.

Die millionenfache Mobilität von Touristen und Verkehrsmitteln hat auch ihre Schattenseiten. Natur und Umwelt haben unter den Auswirkungen des Tourismus besonders zu leiden. 85 Prozent der Bevölkerung nennen als größte negative Folgewirkung des Tourismus die Natur- und Umweltzerstörung durch Hotelbauten, Gewässerverschmutzung, Zerstörung von Küsten- und Bergregionen sowie Mängel in der Abfallbeseitigung. Zu den ökologischen Problemen kommen soziokulturelle Folgewirkungen. Fast zwei Drittel der Bevölkerung (63 %) sind der Ansicht, daß der Tourismus Einstellungen und Verhaltensweisen der Einheimischen negativ beeinflußt – vom Anstieg der Prostitution bis zum sinkenden Selbstwertgefühl der Menschen. Und jeder zweite Bundesbürger (52 %) lastet zudem die Schuld am Verfall von Traditionen, Sitten und Gebräuchen in den bereisten Ländern dem Tourismus an.

Mehr Wohlstand schafft nicht unbedingt mehr Wohlbefinden. Und der durch den Tourismus bedingte größere materielle Wohlstand hat die Bewohner in den Reiseländern nicht glücklicher und zufriedener gemacht (57 %). So fällt die Gesamtbilanz der Bevölkerung im Hinblick auf die Wirkungen des Tourismus ebenso nüchtern wie realistisch aus: Tourismus macht die Reisenden, nicht unbedingt die Bereisten glücklicher. Tourismus ist ein Garant für mehr materiellen Wohlstand eines Landes, aber keine Garantie für mehr Wohlbefinden der Bewohner.

Technische Daten der Befragung 4. Gesamtdeutsche Tourismusanalyse

Anzahl und Repräsentanz der Befragten: Deutschland, 5.000 Personen ab 14 Jahren (4.000 West – 1.000 Ost)
Zeitraum der Befragung: 7. bis 21. Januar 1994
Befragungsinstitut: Sample Institut, Mölln

Technische Daten der Befragung 2. Europäische Tourismusanalyse

Anzahl und Repräsentanz der Befragten: Belgien, Frankreich, Luxemburg und die Niederlande
jeweils 1.000 Personen ab 15 Jahren, in Deutschland 1.300 Personen ab 14 Jahren
Zeitraum der Befragung: 6. August bis 30. September 1993
Befragungsinstitute:
S.A. Marketing unit N.V. in Brüssel für Belgien
SAMPLE Institut GmbH in Mölln für Deutschland
TMO Consultants in Paris für Frankreich
ILRES/Institut Luxembourgeois de Recherches Sociales et d’Etudes de                
Marches S.A. in Luxemburg für Luxemburg
NIPOS/Het Nederlandes Institut voor de Publiche opinien                         
het Markt-Onderzoek B.V. in Amsterdam f.d. Niederlande

Ihre Ansprechpartnerin

Ayaan Güls
Pressesprecherin

Tel. 040/4151-2264
Fax 040/4151-2091
guels@stiftungfuerzukunftsfragen.de

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