Die Einstellung zur Urlaubsreise hat sich gewandelt 

Der Freizeitbrief, 31

1. Februar 1984

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Die Einstellung zur Urlaubsreise hat sich gewandelt

BAT Freizeit-Forschungsistitut analysiert Urlaubsverhalten

„Das als ‚Rekordjahr der Spätbucher‘ in die neuere Touristikgeschichte eingehende Jahr 1983 signalisiert einen grundsätzlichen Wandel in der Einstellung zur Urlaubsreise.“ Diese Schlußfolgerung zieht Professor Dr. Horst W. Opaschowski, Wissenschaftlicher Leiter des BAT Freizeit-Forschungsinstituts, nach der Auswertung der Repräsentativumfrage zum Thema „Urlaub 1983“.

Was nach außen als Zögern erscheine, sei in Wirklichkeit eine Haltung innerer Gelassenheit. Zudem wolle der Urlauber weg von zeitlicher Verpflichtung und Reglementierung. Man reise öfter, kürzer und selbstbewußter.

Die Umfrage des BAT Freizeit-Forschungsinstitutes ergab, daß der Markt der Kurzreisen den der traditionellen Urlaubsreisen inzwischen eingeholt hat. Beide Bereiche teilen sich den „Kuchen“ der potentiellen Kunden zu gleichen Teilen. Jeweils 47 Prozent der Befragten entschieden sich für eine der beiden Möglichkeiten. Aus dem sich abzeichnenden Trend schließt Professor Opaschowski, daß der sich auf Kurzreisen beschränkende „Zweite Urlaubsmarkt“ den der langen Urlaubsreisen vermutlich schon in den nächsten Jahren deutlich überholt. „Hier müssen sich die Reiseveranstalter etwas einfallen lassen.“

Aus der Untersuchung geht auch hervor, daß sich Frauen deutlich weniger eine längere Urlaubsreise leisten können (43 %) als Männer (52 %). Vom Verzicht auf eine Urlaubsreise sind die Arbeitslosen am stärksten betroffen. Nicht einmal jeder dritte konnte im vergangenen Jahr eine Urlaubsreise von wenigstens zwei Wochen Dauer machen. Die voll Berufstätigen hielten dagegen überwiegend an ihren Urlaubsgewohnheiten fest.

Die Umfrage des BAT Freizeit-Forschungsinstituts hinterfragte auch, was denn die „Urlaubsreise-Verzichter“ nun anstelle der Reise in ihrem Urlaub taten. Dabei stellte sich heraus, daß die meisten von ihnen auch zu Hause diese Zeit in vollen Zügen genossen. Sie haben sich ihren Hobbies gewidmet (23 %) oder viel für ihre Gesundheit getan (22 %). Viele (41 %) haben das getan, wozu sie gerade Lust hatten. Auffallend groß ist der Unterschied zwischen den Stadt- und Landbewohnern. Die Großstädter, die im Urlaub zu Hause bleiben, können sich deutlich mehr Spontaneität leisten. Die Stadt bietet genügend Anregungen und Auswahlmöglichkeiten. Dagegen ist in ländlichen Bereichen nicht nur die Angebotspalette kleiner, sondern die Einbindung in Alltagspflichten ist dort offensichtlich stärker als in der Stadt.

Für eine Überraschung sorgte ein Einzelergebnis der BAT-Umfrage: Rund 13,6 Millionen Bundesbürger über 14 Jahre blieben 1983 ganz zu Hause. Sie machten weder eine längere noch überhaupt irgendeine andere Reise. Sie entschieden sich für das Durcharbeiten aus beruflichen Gründen, für das Heimwerken im eigenen Haus und Garten oder für den „Urlaub auf Balkonien“.

„Die Ruhe- und Erholungsbedeutung des Urlaubs ist geringer, die Aktivitäts- und Erlebnisorientierung dagegen größer geworden“, so Professor Opaschowski bei der Vorstellung seiner Analyse anläßlich der Hamburger Ausstellung „Reisen 84“. Qualität und Intensität des Urlaubserlebens seien heute keine Frage der Reisedauer mehr. „Gefragt sind Freizeitaktivitäten rund um die Uhr und Reiseaktivitäten rund ums Jahr.“

Ihre Ansprechpartnerin

Ayaan Güls
Pressesprecherin

Tel. 040/4151-2264
Fax 040/4151-2091
guels@stiftungfuerzukunftsfragen.de

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