Vertrauen im Privaten: Welche Bedeutung hat es für unsere Gesellschaft?

Chart der Woche, 2025-KW22

29. May 2025

(incl. graphics if available)

 

 

Result

Von allen sozialen Netzwerken ist die eigene Familie die stabilste. Sie hat nicht nur für den Einzelnen eine wichtige Bedeutung, prägt und schützt ihn, sondern spielt auch für den Zusammenhalt in der Gesellschaft eine zentrale Rolle. Innerhalb der Bevölkerung vertrauen acht von zehn Bürger auch in Krisenzeiten auf die eigene Familie, wobei die über 55-Jährigen eine deutlich überdurchschnittliche Zustimmung äußern.

 

Reasons

Während der gesamten kindlichen Entwicklung spielen die familiären Beziehungen eine zentrale Rolle, schaffen ein Gefühl der Sicherheit und des Vertrauens. Eine liebevolle Umgebung hilft dabei, emotionale Sicherheit und Selbstbewusstsein zu erlangen und seine Persönlichkeit zu entwickeln. Darrüberhinaus ist die Familie die erste Instanz, in der Kinder moralische Werte, Normen, Verhaltensweisen und soziale Kompetenzen erlernen. In späteren Jahren erweitert sich der enge Kernbereich und Freunde nehmen eine bedeutende Rolle ein. Ihre enge Bindung beruht dabei vor allem auf gemeinsam gemachten Erfahrungen und gleichaltrigen Gesprächspartnern. Auch im Erwachsenenalter verlässt sich die große Mehrheit der Bürger auf die langjährigen Beziehungen bzw. das nächste soziale Umfeld und greift vertrauensvoll darauf zurück.

Besonders deutlich zeigt sich die Bedeutung der engen sozialen Verhältnisse in Krisenzeiten. Beispielsweise bei Problemen während der Jobsuche, in Ausbildung oder Studium, bei wegweisenden Entscheidungsfindungen, bei Beziehungsproblemen, Mobbing oder Ausgrenzung, bei finanziellen Sorgen, Identitätskrisen oder Orientierungslosigkeit. Hier bieten Familie aber auch Freunde einen sicheren Rückzugsort, wo man sich der emotionalen Unterstützung, des Trostes, der Ermutigung, der Wertschätzung, der Orientierungs- und der Entscheidungshilfe gewiss sein kann. Im Laufe des Lebens zeigen sich Krisen dann vor allem in den Bereichen von Übergängen – Auszug der Kinder, Trennungen, Einstieg in den Ruhestand – aber auch bei Gesundheitsfragen, Todesfällen und im Zusammenhang von Isolation und Vereinsamung. Daneben können mitunter auch äußere Krisen zu einem inneren Konflikt führen. Hierunter fallen z.B.  politische und soziale Spannungen, Erlebnisse von Gewalt, Naturkatastrophen und Pandemien, Auswirkungen von Flucht und Migration oder Wirtschaftskrisen mit hoher Inflation und Rezession.

Durch stabile persönliche Verbindungen und positive Erfahrungen entwickeln Bürger zudem auch ein stärkeres Vertrauen zu Mitbürgern sowie Institutionen und stärken damit das soziale Kapital der Gesellschaft. In der Folge werden Solidarität, Verantwortungsgefühl, die Kooperationsfähigkeit und Resilienz der Gemeinschaft insgesamt gefördert, da sich gerade in Krisenzeiten Bürger mit stabilen sozialen Verbindungen schneller von persönlichen Rückschlägen erholen. Daneben leistet die Familie auch praktische Hilfe, indem sie durch ihre Hilfeleistungen die Belastungen für gesellschaftliche Institutionen oder soziale Dienste reduzieren, z.B. durch die Unterstützung bei der Bildung, im Beruf, bei der Kinderbetreuung, im Krankheitsfall oder auch bei temporären finanziellen Schwierigkeiten.

Als weitere Gründe für die hohe Zustimmung sind u.a. zu nennen: Die Vertrautheit durch die oftmals langfristigen Verbindungen, das Gefühl von bedingungsloser Unterstützung und Loyalität (dieses existiert in anderen sozialen Netzwerken seltener), ähnliche Werte und Normen oder auch das Gefühl der Familie als sicheren Rückzugsort, an dem man vor äußeren Belastungen geschützt ist und gleichzeitig Unterstützung erfährt.

Die Generation über 55 Jahre zeigt höhere Werte im Vertrauen in die Familie, da mit zunehmendem Alter das soziale Umfeld oft kleiner wird und enge Freundschaften seltener werden. Gleichzeitig wächst das Bedürfnis nach emotionaler und praktischer Sicherheit, die vor allem durch die Familie gewährleistet wird. Gesundheitliche Einschränkungen machen familiäre Unterstützung mitunter unverzichtbar, sei es bei der Pflege, im Alltag oder bei emotionalem Beistand. Zudem ziehen sich viele Ältere schrittweise aus beruflichen und gesellschaftlichen Verpflichtungen zurück und fokussieren sich verstärkt auf ihr privates Umfeld. Die Familie wird dadurch zum zentralen Ort für Stabilität, Unterstützung und Geborgenheit.

 

Forecast

Die Zukunft des Vertrauens in Familie, aber auch Freunde zeigt ein hoffnungsvolles Bild. In einer von sozialen, wirtschaftlichen und politischen Umbrüchen geprägten Welt, wird die Bedeutung persönlicher Beziehungen weiter zunehmen. Die Familie bleibt dabei eine Art unverzichtbarer Anker, der den Bürger in allen Lebenslagen Stabilität und Geborgenheit bietet. Noch mehr als gegenwärtig bietet die Familie in Zukunft emotionale Unterstützung, ebenso wie Orientierung und auch konkrete Hilfe.

Die Gewissheit jederzeit Rückhalt im engsten sozialen Umfeld zu finden, bleibt ein entscheidender Faktor für das persönliche Wohlbefinden und den Zusammenhalt in der Gesellschaft.

Die Familie wird sich in ihrer Struktur dabei weiter diversifizieren, ohne ihre zentrale Funktion zu verlieren. Patchwork-Familien, Mehrgenerationenhaushalte oder Wahlfamilien werden zunehmend (wieder) akzeptiert und geschätzt. Diese Vielfalt ermöglicht es Menschen, sich in unterschiedlichen Konstellationen aufgehoben zu fühlen und soziale Bindungen flexibel zu gestalten.

Die Bedeutung persönlicher Beziehungen wird auch in der Gesellschaft insgesamt zunehmen. Denn je mehr Flexibilität, Individualität oder Unverlässlichkeit in einer Multioptionsgesellschaft zunehmen, desto stärker wird das Bedürfnis und auch die Wertschätzung von Verlässlichkeit, Solidarität und Gemeinschaftsgefühl. Langfristig wird das Vertrauen in Familie eine Schlüsselrolle bei der Resilienz moderner Gesellschaften spielen. Persönliche Bindungen schaffen nicht nur individuelle Sicherheit, sondern tragen dazu bei, gesellschaftliche Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen. Wichtig wird es daher die hohe Vertrautheit innerhalb von Familienstrukturen kontinuierlich zu erweitern.

 

 

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