Mehr Geld zur Verfügung: Wofür würden wir es ausgeben?
Chart der Woche, 2025-KW37
11. September 2025
Ergebnis
Wenn die Bundesbürger zusätzliches Geld zur Verfügung hätten, würde knapp die Hälfte es bevorzugt für Essen und Trinken verwenden – ein deutlicher Anstieg gegenüber 2010, als lediglich 29 Prozent diesen Wunsch äußerten. Nahezu gleichauf rangieren Ausgaben für Reisen und Urlaubserlebnisse mit 45 Prozent (2010: 38 Prozent). Auch Freizeitaktivitäten, Hobbys und Sport gewinnen deutlich an Bedeutung: Ihr Anteil ist binnen 15 Jahren um 13 Prozentpunkte gestiegen. Besonders auffällig ist zudem die Entwicklung im Bereich finanzieller Absicherung – hier hat sich die Ausgabebereitschaft von 9 auf 31 Prozent mehr als verdreifacht. Rückläufig sind hingegen Investitionswünsche in klassische Konsumfelder wie Wohnen, Einrichtung und Gartenpflege sowie in Mode und Bekleidung. Bereiche wie Ausgehen, Kultur, Mobilität und digitale Medien bleiben weitgehend stabil.
Gründe
Die stärkere Gewichtung von Ernährung und persönlichen Interessen verweist auf eine wachsende Orientierung an Alltagstauglichkeit und Lebensqualität. Kulinarischer Genuss erfüllt dabei mehrere Funktionen zugleich: Er steht für körperliches Wohlbefinden, soziale Nähe und das Gefühl, sich selbst etwas Gutes zu tun. Auch Reisen gelten weiterhin als beliebte Möglichkeit der Erholung, Selbstverwirklichung und Horizonterweiterung. Die gestiegene Bedeutung von Hobbys lässt sich durch das zunehmende Bedürfnis nach individueller Entfaltung, Entschleunigung und kreativer Betätigung erklären. Der spürbare Zuwachs im Bereich finanzieller Vorsorge spiegelt die Unsicherheiten der letzten Jahre wider – etwa durch Inflation, geopolitische Krisen oder ein schwankendes Rentensystem. Demgegenüber verlieren klassische Konsumgüter an Strahlkraft, da sie seltener als sinnstiftend oder emotional bereichernd empfunden werden.
Prognose
Auch künftig wird sich der private Konsum stärker an persönlichen Werten und Bedürfnissen orientieren. Lebensnahe Bereiche wie Genuss, Erholung und Absicherung rücken weiter in den Fokus – nicht als Luxus, sondern als Grundlage eines erfüllten Alltags. Viele Bürger streben nach Erfahrungen, die emotional resonant, individuell bedeutsam und langfristig stabilisierend wirken. Der materielle Konsum tritt zunehmend in den Hintergrund – zugunsten eines ganzheitlichen Verständnisses von Wohlstand, das nicht nur Besitz, sondern auch Gesundheit, Sicherheit und Lebenssinn einschließt. In einer zunehmend komplexen Welt gewinnen solche „weichen“ Faktoren an wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Relevanz.