Freizeit-Monitor 2020: Die beliebtesten Freizeitbeschäftigungen der Deutschen 

Forschung aktuell, 288

17. September 2020

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www.freizeitmonitor.de

Freizeit-Monitor 2020

Die BAT-Stiftung für Zukunftsfragen stellte am 17. September 2020 ihren „Freizeit-Monitor 2020“ vor. Für die seit 1986 regelmäßig durchgeführte Studie wurden über 2.000 Personen im Alter von 18 bis 74 Jahren repräsentativ zu ihrem Freizeitverhalten sowie zu den Sonderthemen „Freizeit in Coronazeiten“ und „Freizeitwünsche“ befragt.

Kernergebnisse:

  • DIE HÄUFIGSTEN FREIZEITAKTIVITÄTEN DER BUNDESBÜRGER: Erstmals Internet vor Fernsehen
  • FREIZEITAKTIVITÄTEN IM 5-JAHRES-VERGLEICH: Eher einsam als gemeinsam
  • ZEHN VERSCHIEDENE FREIZEITAKTIVITÄTEN PRO TAG: Mehr tun in gleicher Zeit
  • FREIZEIT IN CORONAZEITEN: Privat. Pragmatisch. Produktiv
  • WAS WIR GERNE HÄUFIGER MACHEN WÜRDEN: Aktiv. Regenerativ. Kommunikativ.

Die häufigsten Freizeitaktivitäten der Bundesbürger: Erstmals Internet vor Fernsehen

Für gut 30 Jahre war das Fernsehen das Leitmedium der Bundesbürger. Keine andere Freizeitaktivität wurde so häufig und regelmäßig genutzt wie die Programme der öffentlich-rechtlichen und privaten Sendeanstalten. In diesem Jahr liegt erstmals das Internet auf dem Spitzenplatz und lässt Fernsehen recht deutlich hinter sich.

96 Prozent der Bundesbürger nutzen regelmäßig (wenigstens einmal in der Woche) das grenzenlose Onlineangebot des World Wide Web als Informationsquelle, Kontaktbrücke, Spiele- oder Unterhaltungsplattform. Mit einigem Abstand folgt das Fernsehen (86%) auf Platz zwei, knapp vor der Computer-/Laptop- oder Tabletnutzung (83%).

Auch auf den weiteren Plätzen zeigt sich die Dominanz der Medien in der Freizeitgestaltung: Privater Mailverkehr, Musik und Radio hören und mit dem Smartphone spielen, surfen und chatten. Abgerundet werden die Top 10 der Freizeitaktivitäten mit einer regenerativen („Seinen Gedanken nachgehen“) und zwei sozialen Aktivitäten: „Gemeinsame Zeit mit dem Partner verbringen“ und „Über wichtige Dinge reden“.

Freizeitaktivitäten im 5-Jahres-Vergleich: Eher einsam als gemeinsam

Im Jahresvergleich 2015 bis 2020 zeigt sich auf den ersten Blick die zunehmende Dominanz der neuen Medien. So spielen, chatten und surfen deutlich mehr Bürger mit dem Smartphone als in der Vergangenheit. Auch Social-Media-Angebote, Videospiele und Onlineshopping werden immer öfter genutzt.

Gleichzeitig verändert die Pandemie aber auch das soziale Miteinander und Aktivitäten mit der Familie werden intensiviert. So unternehmen die Bürger mehr Tagesausflüge, gehen öfter campen oder vertreiben sich die Zeit häufiger mit Karten- und Gesellschaftsspielen.

Weniger Zeit nehmen sich die Bundesbürger dagegen für erholsame Tätigkeiten. Ob Mittagschlaf, ausschlafen oder sich in Ruhe pflegen, auf dem Sofa Fernsehen oder Radio hören – alles wird derzeit seltener ausgeübt als noch vor fünf Jahren.

Erstmals seit Jahren wird zudem weniger telefoniert – sowohl mobil als auch per Festnetz. Erklärt werden kann dies mit dem zunehmenden Angebot an alternativen Kommunikationsformen von Kurznachrichten und E-Mails bis hin zu Videoanrufen.

Erwartungsgemäß wird auch die Mehrzahl von Außerhausangeboten seltener als vor fünf Jahren aufgesucht: Vom Kneipen- oder Discobesuch über Zuschauer- oder Vereinssport bis hin zu Gottesdiensten und privaten Feiern.

„2020 war und ist für die Freizeitbranche insgesamt ein schwieriges Jahr: Verbote und Verunsicherungen auf der einen Seite, laufende Kosten und Verantwortung gegenüber Mitarbeitern auf der anderen. Dies stellt viele Unternehmen vor große Herausforderungen. Aber es gibt auch positive Entwicklungen in Form von neuen, innovativen Konzepten sowie Solidarität und Unterstützung seitens der Kunden“, so der Wissenschaftliche Leiter der BAT-Stiftung, Professor Dr. Ulrich Reinhardt.

Freizeit in Coronazeiten: Privat. Pragmatisch. Produktiv

Abstandsregeln und Einlasskontrollen im Supermarkt, weniger Tische und Speisen in Restaurants, dazu noch Unsicherheit und Bequemlichkeit – all dies hat dazu geführt, dass zahlreiche Bundesbürger ihr Essen online bestellen (37%) und ihre Lebensmittel im Internet ordern (18%). Aber nicht nur in puncto Essen, auch in der individuellen Freizeitgestaltung der Bundesbürger werden die Auswirkungen der Corona-Pandemie deutlich:

  • Autokinos waren viele Jahre lang nur etwas für Nostalgiker und Cineasten, doch dank Corona erfreut sich diese Freizeitaktivität – gerade im Sommer – einer neuen Beliebtheit (5%). Entsprechend werden Marktplätze, Parks und Sportstadien umfunktioniert und zeigen klassische wie auch neue Filme.
  • Endlich einmal die Mona Lisa im Louvre sehen, durch das Guggenheim Museum in New York schlendern, einem Konzert in der Elbphilharmonie lauschen oder aus der ersten Reihe die Rolling Stones spielen sehen. All das ist möglich – zumindest virtuell. Fast jeder zehnte Bundesbürger (9%) kann sich aktuell für den „Besuch“ von virtuellen Events begeistern.
  • Sei es eine neue Sprache, eine Sportart oder eine handwerkliche Fertigkeit – knapp jeder vierte Deutsche (23%) lernte in den vergangenen Monaten eine neue Fähigkeit.
  • Viele Bürger haben die Zeit genutzt, um ein altes Hobby wiederzuentdecken (24%), das eigene Heim zu verschönern bzw. gleich zu renovieren (25%) oder sich neuen Do-it-Yourself Projekten zu widmen (39%). Entsprechend boomt der Heimwerkermarkt.
  • Wer sich nicht persönlich treffen kann oder will, weicht auf die digitalen Möglichkeiten aus. Ob Zoom, Teams, Skype oder ein anderes Programm: Videotelefonie ist zu einer praktikablen Alternative geworden (41%). So verlegen nicht nur viele Firmen ihre Meetings und Sitzungen in den virtuellen Raum, auch der familiäre Austausch und der Kontakt zu Freunden findet oftmals auf diesem Wege statt.
  • Egal ob der Besuch im Fitnessstudio, Mannschafts- oder Hallensport – auf viele sportliche Aktivitäten mussten die Bundesbürger in den vergangenen Monaten verzichten. Um trotzdem fit zu bleiben und die Corona-Kilos nicht überhand werden zu lassen, sind zwei von fünf Bürgern (41%) zu Hause sportlich aktiv. Dies kann das Workout vor dem Fernseher, die virtuelle Yogastunde oder das Laufband im Arbeitszimmer sein.
  • Rund jeder zweite Bundesbürger (50%) widmete sich lange aufgeschobenen (unliebsamen) Aufgaben – von der Steuererklärung über die persönliche Ablage bis hin zur Durchsicht der Versicherungen. Zahlreiche Deutsche nutzen die Einschränkungen zudem, um endlich einmal auszumisten oder gründlich aufzuräumen. Entsprechend verzeichnen eBay Kleinanzeigen, Kleiderkreisel und ähnliche Anbieter teils zweistellige Zuwachsraten.
  • Immer weniger traditionell, immer mehr on demand – so lässt sich das Fernsehverhalten der Bundesbürger zusammenfassen. Was bereits vor der Pandemie bei der jungen Generation weitestgehend selbstverständlich war, hat jetzt auch weite Teile der übrigen Bevölkerung erreicht. Fast drei von fünf Bürgern (58%) nutzen regelmäßig die Angebote von Netflix, Sky, Amazon Prime oder ähnlichen Anbietern.

Zehn verschiedene Aktivitäten pro Tag: Mehr tun in gleicher Zeit

Jeder Bundesbürger geht pro Tag durchschnittlich zehn unterschiedlichen Freizeitbeschäftigungen nach. Im 5-Jahres-Vergleich ist dies eine Zunahme um zwei Aktivitäten (2015: 8). Würde man die durchschnittliche Freizeit pro Tag zu Grunde legen, bliebe für jede Aktivität nicht einmal eine halbe Stunde. Allerdings üben die Bundesbürger viele Aktivitäten parallel und nicht nacheinander aus.

So wird z.B. während des Fernsehens zu Abend gegessen, im Internet gesurft, telefoniert, gebügelt oder sich unterhalten. Trotz dieser Parallelnutzung dauert kaum eine Aktivität noch länger als zwei Stunden – spätestens dann wollen die meisten etwas anderes machen.

Reinhardt: „Die immer weiter steigende Anzahl von Freizeitbeschäftigungen stößt zunehmend an zeitliche Grenzen. Zwei mögliche Auswege bieten sich an: Entweder arbeiten die Bürger – dank der Digitalisierung – in Zukunft weniger und haben mehr freie Zeit zur Verfügung oder sie reduzieren die Anzahl ihrer Aktivitäten. Passiert beides nicht, wird der Stress weiter zunehmen. So verliert die Freizeit nicht nur ihre Faszination sondern auch ihre Funktion der Regeneration von und für die Arbeit, des Kontrastes zur Alltagsroutine oder schlichtweg des Spaßhabens.“

Was wir gerne häufiger machen würden: Aktiv. Regenerativ. Kommunikativ.

Derzeit können viele Freizeitangebote nur begrenzt oder gar nicht ausgeübt werden. Entsprechend umfangreich sind die Wünsche für die Zeit nach Corona. Besonders groß ist dabei das Bedürfnis nach spontanen Unternehmungen und Verabredungen. Mehr als drei von vier Bundesbürgern hoffen, langfristig wieder kurzfristige Entscheidungen treffen zu können, um so den eigenen Freizeitwünschen gerecht zu werden.

Hierbei spielen außerhäusliche sowie soziale und regenerative Aktivitäten die größte Rolle. Drei Viertel wollen sich öfter in der Natur aufhalten und fast ebenso viele etwas für die eigene Gesundheit tun, einen Tagesausflug machen, Freunde treffen, Essen gehen, Zeit mit der Familie oder dem Partner verbringen. Auch Ausschlafen, Nichtstun oder einfach mal in der Badewanne liegen kommt für die Mehrheit derzeit zu kurz. Ebenfalls lässt sich ein Nachholbedürfnis nach Sport und Kultur, Unterhaltung und Erlebnissen nachweisen.

Im Vergleich zur Untersuchung im Jahr 2015 fällt auf, dass deutlich mehr Wünsche geäußert werden. Wurden vor fünf Jahren gerade einmal 12 Aktivitäten von der Mehrheit genannt, sind es aktuell 32.

„Viele Bürger vermissen derzeit die Routine und den Alltag von 2019. Sie sehnen sich nach der Vertrautheit, der Sicherheit und den Wahlmöglichkeiten, die die Freizeit ihnen immer geboten hat. Dabei ist kritisch zu hinterfragen, was wirklich vermisst wird und auf was in Zukunft vielleicht auch verzichtet werden kann“, stellt der Leiter der Untersuchung, Professor Reinhardt, fest.

„Freizeit definiert sich stets über die Freiwilligkeit, ist also eine Tätigkeit, die ohne Druck, Erwartungen, Stress oder Verpflichtungen stattfindet. Insofern könnte die derzeitige Situation auch ein Startsignal für eine veränderte Freizeitgestaltung sein. Letztendlich muss jeder Bürger sich selbst fragen, welche Freizeitgestaltung ihm wirklich Freude und Spaß bringt, guttut und glücklich macht“, so Reinhardt.

Technische Daten der Untersuchung

Anzahl und Repräsentanz: Über 2.000 Personen im Alter von 18 bis 74 Jahren in Deutschland
Zeitraum der Befragung: August 2020
Methode: CAWI
Befragungsinstitut: Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), Nürnberg

Ihre Ansprechpartnerin

Ayaan Güls
Pressesprecherin

Tel. 040/4151-2264
Fax 040/4151-2091
guels@stiftungfuerzukunftsfragen.de

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