Wann ist man alt?

Zukunftserwartungen - Ausg. 03

18. Februar 2021

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Vorfreude auf das Altwerden: Bereits mit 67 Jahren ist es so weit

Wer seinen 40sten Geburtstag schon gefeiert hat, befindet sich in der zweiten Lebenshälfte und hat statistisch gesehen weniger Lebensjahre vor sich als bereits hinter sich. Und je mehr Geburtstage folgen, desto größer wird der Abstand zur Jugend, während sich gleichzeitig die Verhaltensweisen, Prioritäten, Bedürfnisse, Sorgen und Wünsche im Laufe der Jahre immer mehr denen der älteren Generation angleichen.

Natürlich wird nicht selten der eigenen Jugend nachgetrauert, sich mit Freude an all die Erfahrungen, Erlebnisse und Errungenschaften erinnert. Gleichzeitig aber wächst auch die Lust und Vorfreude auf das Alter. Entgegen der Vergangenheit wird es nicht mehr mit Immobilität und Senilität, Einschränkungen und Gebrechen, Einsamkeit und Vergesslichkeit, Langeweile und Hilflosigkeit gleichgesetzt.

Im Gegenteil: „Altsein“ wird zunehmend mit Unabhängigkeit, Gelassenheit, Offenheit, Toleranz und Freiheit gleichgesetzt – Begriffe, die traditionell eher mit der Jugend verbunden wurden. Dazu kommen dann noch positive Assoziationen wie Lebenserfahrung, Ausgeglichenheit, finanzielle Unabhängigkeit und mehr freie Zeit für die angenehmen und wichtigen Dinge im Leben.

„Früher älter“

Es überrascht daher nicht, dass sich im 10-Jahres-Vergleich ein entsprechender Einstellungswandel vollzogen hat. So ist man heute, nach Ansicht der Bevölkerung, bereits mit 67 Jahren „alt“. 2010 begann das Altsein noch gut drei Jahre später mit über 70 Jahren.

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist man übrigens erst mit 75 „alt“. Wer über 90 Jahre ist, zählt zu den Hochbetagten, und ab dem 100. Lebensjahr gilt man als Langlebiger. Die Gruppe der 60- bis 74-Jährigen sind laut WHO noch keine alten, aber sogenannte ältere Menschen.

Immer mehr Ältere in Deutschland

Fakt ist zudem: In den vergangenen 50 Jahren hat sich die Anzahl der Über-60-Jährigen in Deutschland um 50 Prozent erhöht, von 16 Millionen auf 24 Millionen. Und in 20 Jahren werden es dann 28 Millionen sein.

Noch rasanter stieg die Zahl der Über-80-Jährigen, sie hat sich von 1970 von 1,5 Millionen auf heute 5,9 Millionen fast vervierfacht. Prognosen zufolge werden die Über-80-Jährigen 2040 etwa zehn Prozent der Bevölkerung in Deutschland stellen (7,7 Millionen).

Sehnsucht nach dem Altsein

Nähert sich der Jugendwahn damit dem Ende? Werden die Alten nicht nur den größten Anteil der Bevölkerung stellen, sondern zukünftig auch die beliebteste Lebensphase ausmachen? Schwindet die Angst vor dem Alter und tritt an ihre Stelle gar die Sehnsucht nach dem Altsein?

Die Antwort lautet: Ja. Denn die allermeisten Alten von heute sind oft körperlich und geistig fit, zeigen sich interessiert und aufgeschlossen, gehen selbstbewusst und gelassen durchs Leben. Sie müssen weder sich noch ihren Mitmenschen etwas beweisen. Sie werden von der Politik, Finanz- und Konsumwirtschaft umgarnt und genießen es, wohl wissend um ihren Stellenwert.

Auch verfügen die heutigen Älteren über genügend Freizeit und können ihr Leben freier einteilen als die Jüngeren, die zwischen Ausbildung und Freizeitstress, Familien- und Karriereplanung hin- und herspringen.

Ausblick

Für die Zukunft zeichnet sich demnach eine fast vergessene Einstellung gegenüber dem Altsein ab: „Vigens, pius et honestus“ – tüchtig, verantwortungsvoll und angesehen, so beschrieb Cicero die Älteren im antiken Rom.

Ihre Ansprechpartnerin

Ayaan Güls
Pressesprecherin

Tel. 040/4151-2264
Fax 040/4151-2091
guels@stiftungfuerzukunftsfragen.de

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