BAT-Umfrage über die Kauflust der Kinderlosen 

Forschung aktuell, 124

16. Oktober 1995

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BAT-Umfrage über die Kauflust der Kinderlosen

Das Geld, das Kinder kosten, geben sie lieber für die Freizeit aus

Trotz sinkender Realeinkommen: Immer mehr Singles und kinderlose Paare begeben sich auf den Konsumtrip und genießen ihr freies Leben. Zwischen Konsumstreß und Kaufrausch hin- und hergerissen schrecken sie dabei auch vor Schulden nicht zurück. Jeder zweite Single im Alter von 25 bis 49 Jahren hat mittlerweile das Gefühl, in der Freizeit zu viel Geld auszugeben (51%). Im Vergleich zu den Familien mit Kindern (37%) leben auch die kinderlosen Paare (49%) deutlich mehr über ihre Verhältnisse. Dies geht aus einer neuen Repräsentativerhebung des B·A·T Freizeit-Forschungsinstituts hervor, in der 2.600 Personen ab 14 Jahren nach ihrer Einstellung zu Konsum und Kaufverhalten befragt wurden.

Die wachsende Freizeit- und Konsumorientierung des Lebens verstärkt den Trend zur Single-Gesellschaft. Der Anteil der 25- bis 49jährigen Singles hat sich in den letzten 25 Jahren mehr als verdoppelt, die Besucher und Umsätze in den Kneipen, Discos, Fitness- und Shoppingcentern auch. Wer sich für Konsum statt Kinder entscheidet, kann sich mehr im Leben leisten, läuft aber auch Gefahr, über die eigenen Verhältnisse zu leben, um immer in und gut drauf zu sein und mit den Freunden und der Freizeitclique mithalten zu können. So kann die Konsumlust zum Konsumzwang werden.

Kinderlos in die totale Freizeitwelt:
Kaufsucht – Kaufstreß – Kaufrausch

Jeweils 44 Prozent der befragten Singles und kinderlosen Paare bekennen, daß sie von Konsumangeboten, die Geld kosten, geradezu abhängig sind. Sie weisen erste Symptome von Kaufsucht auf und es wird für sie immer schwieriger, sich den Konsumzwängen zu entziehen. „Shopping hat für Kinderlose zweierlei Bedeutung: Lebenslust und Langeweileverhinderung“, so Prof. Dr. Horst W. Opaschowski, der Leiter des B·A·T Instituts. „Einkaufszentren und Warenhäuser sind für sie nicht nur Walhallas des Erlebniskonsums, sondern auch Fluchtburgen, um der Langeweile und Vereinsamung zu entfliehen.“ Sie konsumieren manchmal nur aus Frust heraus, als Ersatz für ein gutes Lebensgefühl. Sie wollen sich etwas Gutes gönnen oder leisten – auch unabhängig davon, ob sie es wirklich brauchen.

Ein Drittel aller Singles und Kinderlosen (je 32%) haben bereits unter den Folgen ihres Konsumstresses zu leiden, d.h. sie kaufen mitunter Konsumartikel (zum Beispiel für Hobby und Sport) und haben danach kaum Zeit, davon Gebrauch zu machen. Sie werden fast ein Opfer ihrer eigenen Ansprüche und wissen kaum, wie sie sich aus diesem Dilemma zwischen Konsum und Zeit befreien können. Denn: „Auch Konsum konsumiert Zeit“, so Prof. Opaschowski. „Wer viel konsumiert, leidet schnell unter Zeitnot.“ Wenn Singles immer höhere Konsumansprüche stellen, nimmt zwangsläufig auch ihr subjektives Gefühl von Zeitknappheit zu. Was haben sie schon von der Überfülle des Konsums, wenn sie das Erworbene nicht mehr in Ruhe genießen können? Infolgedessen versuchen sie, immer mehr in gleicher Zeit zu konsumieren und ihre Konsumwünsche miteinander zu kombinieren – zum Beispiel den Einkaufsbummel mit dem Treffen von Freunden oder die Urlaubsreise mit dem Erlernen neuer Sportarten. Auf diese Weise nimmt zwar ihre Konsum-Intensität ab, aber die freie Verfügbarkeit über ihre Zeit ab.

Die Zeit läuft ihnen beim Konsumieren fast davon. Jeder sechste Single (17%) gibt inzwischen unumwunden zu: Manchmal kaufe ich wie im Rausch. Die Kaufsüchtigen stehen unter einem unentrinnbaren inneren Zwang und geben erst dann Ruhe, wenn sie eine ganz bestimmte Sache gefunden haben. Unter den Kaufsüchtigen befinden sich deutlich mehr Frauen als Männer. Frauen geben auch eher zu, daß sie manchmal beim Einkaufen kaum zu bremsen sind. Sie wollen und müssen immer mehr haben.

Ihre Ansprechpartnerin

Ayaan Güls
Pressesprecherin

Tel. 040/4151-2264
Fax 040/4151-2091
guels@stiftungfuerzukunftsfragen.de

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