Die Deutschen im Stimmungshoch. Ende der „German angst“ 

Forschung aktuell, 196

4. Mai 2007

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Die Deutschen im Stimmungshoch. Ende der „German angst“

Stiftung für Zukunftsfragen veröffentlicht Studie
über die Zukunftshoffnungen der Deutschen

WM und Oscar, G 8 und EU-Präsidentschaft, sinkende Arbeitslosenzahlen und wachsende Wirtschaft: Ist ein Ende der deutschen Düsternis („German angst“) in Sicht? Jeder zweite Bundesbürger ist mittlerweile davon überzeugt, dass man den meisten Menschen wieder vertrauen kann (2000: 36% – 2002: 43% – 2007: 50%). Das größte Vertrauen bringen die Jugendlichen (77%) ihren Mitmenschen entgegen, was für die Zukunft hoffen lässt. Dies geht aus einer repräsentativen Studie über die „Zukunftshoffnungen der Deutschen“ hervor, in der die Stiftung für Zukunftsfragen, eine Initiative von British American Tobacco, 2.000 Personen ab 14 Jahren in Deutschland befragte.

Professor Dr. Horst W. Opaschowski, der Wissenschaftliche Leiter der neugegründeten Zukunftsstiftung, die die Arbeit des ehemaligen BAT Freizeit-Forschungsinstituts fortsetzt: „Heinrich Heines geflügeltes Wort ‚Denk’ ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht’ erfährt jetzt eine positive Wende. Zukunftshoffnung und Fortschrittsglaube schließen sich nicht mehr gegenseitig aus. Zukunft heißt bei den Deutschen wieder: Weiterkommen – beruflich und privat.“

Deutschland in der Zukunft:
Land des Fortschritts und der Hoffnungen

Deutschland ist ein Land der vielen Gesichter. In diesem Land der Ideen, der Innovationen und der Leistung sieht vor allem die Jugend ihre Zukunftshoffnungen verwirklicht. Zukunft heißt für sie in erster Linie Fortschritt (64% – übrige Bevölkerung: 51%). Jugendliche im Alter von 14 bis 19 Jahren sind auch weiterhin davon überzeugt, dass Arbeit eine Zukunft hat (58% – Gesamtbevölkerung: 45%). Zukunft ist für die meisten Jugendlichen ein anderes Wort für Hoffnung (58% – Gesamtbevölkerung: 48%). Auch Familien mit Kindern (52%) oder Jugendlichen (55%) im Haushalt sehen hoffnungsvoller in die Zukunft als Rentner (46%) oder Alleinstehende (39%). Professor Opaschowski: „Die Jugend glaubt an die Zukunft. Sie kann und darf von der Zukunft träumen. Und hat im Laufe des Lebens auch genügend Zeit, ihr Bild von der Zukunft erforderlichenfalls zu korrigieren.“

Die Zukunftsbilder der Deutschen bewegen sich zwischen Optimismus und Realismus, weshalb auch das Zukunftsrisiko Armut nicht ausgeblendet und die Zukunftsfähigkeit von Reformen durchaus kritisch eingeschätzt wird. Insgesamt aber dominiert die optimistische Einstellung zum Leben. Und die geradezu bleierne Zukunftsangst der letzten Jahre weicht einer mehr positiven Zukunftsgewissheit.

Geborgenheit so wichtig wie Freiheit
Hoffen auf soziale Gerechtigkeit

Ein Wertewandel mit positiver Grundrichtung zeichnet sich ab. Im Zentrum stehen prosoziale Werte, die auf ein glückliches Zusammenleben der Menschen ausgerichtet sind. Dazu zählen Hilfsbereitschaft (64%) und menschliche Wärme (59%), Freundschaft (66%) und soziale Gerechtigkeit (74%). Und Geborgenheit ist für jeden zweiten Bundesbürger (49%) wieder genauso wichtig wie Freiheit (49%). Dies sind die Antworten der Bevölkerung auf die Frage, „was in Zukunft wichtig und wertvoll sein soll.“

Opaschowski: „Die Bürger wünschen sich ein Ende der drohenden sozialen Erosion und sind durchaus zu einer moralischen Erneuerung bereit, wozu auch eine Bedeutungsaufwertung der sozialen Gerechtigkeit gehört.“ Bei den Zukunftswünschen der Deutschen steht überraschend die soziale Gerechtigkeit  an erster Stelle – bei den Westdeutschen (75%) genauso wie bei den Ostdeutschen (74%). In dieser Frage sind kaum Unterschiede zwischen den einzelnen Berufs-, Sozial- und Altersgruppen feststellbar. Die Bevölkerung meldet hier dringenden politischen Handlungsbedarf an. Zugleich zeichnet sich für die Zukunft in Konturen eine Kultur des Helfens ab, die das Zeitalter der Ichlinge vielleicht bald vergessen lässt.

Verantwortung wird zur wichtigsten Zukunftskompetenz

Wenn es nach den Wünschen der Deutschen geht, dann wird die Zukunft eine Ära der Verantwortung sein. Als wichtigste Zukunftskompetenz z.B. für die Erziehung von Kindern schätzt die Bevölkerung die Eigenschaft „Verantwortung übernehmen können“ (67%) ein. Besonders hoch (77%) bewerten Familien mit Jugendlichen die Verantwortung für sich, für andere und für die Umwelt. Wer eine Familie gründen und im Beruf erfolgreich sein will, muss zu dieser Verantwortungsübernahme bereit und in der Lage sein. „Das Leitbild einer ‚Generation Verantwortung’ zeichnet sich für die Zukunft ab, die selbst- und pflichtbewusst, natur- und umweltbewusst ist, Eigeninitiative entwickelt und Kontakte pflegt“, so Professor Opaschowski.

Ein solches Idealbild des Lebens mag es auch früher schon gegeben haben. Neu ist hingegen vor dem Hintergrund einer ständig steigenden Lebenserwartung die Zukunftskompetenz „Auf die eigene Gesundheit achten“ (58%). Wer dies vernachlässigt, ist auf das Leben in der Zukunft nur unzureichend vorbereitet. Sich bis ins hohe Alter physisch, psychisch und sozial gesund und fit zu halten, um anderen nicht zur Last zu fallen, wird die Grundvoraussetzung für jede Art von Lebensplanung sein. Und das gilt nicht nur für den privaten Bereich. Wer bei der beruflichen Karriereplanung die eigene Gesundheit missachtet, handelt schlichtweg unprofessionell und wird auch im Berufsleben nicht weit kommen. Soziale Verantwortung fängt bei der Eigenverantwortung an. Nur so kann das Morgen besser als das Heute werden.

Bezugsquellen

Die Dokumentation „Vertrauen. Freiheit. Fortschritt. Die Zukunftshoffnungen der Deutschen“ kann über die Stiftung für Zukunftsfragen bezogen werden.

Ihre Ansprechpartnerin

Ayaan Güls
Pressesprecherin

Tel. 040/4151-2264
Fax 040/4151-2091
guels@stiftungfuerzukunftsfragen.de

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