Stiftung für Zukunftsfragen stellt 35. Deutsche Tourismusanalyse vor 

Forschung aktuell, 282

6. Februar 2019

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Reisebilanz 2018: Rekordjahr – noch nie verreisten mehr Bundesbürger

In der Reisesaison 2018 sind so viele Deutsche verreist wie nie zuvor. Seit Beginn der Tourismusanalyse vor 35 Jahren erreicht die Reiseintensität nun ihren neuen Höhepunkt. Fast zwei Drittel der Bevölkerung haben 2018 ihre Koffer gepackt und sind verreist. Ein Ende der Reiselust ist dabei nicht in Sicht. Insgesamt steigerte sich der Anteil der Bundesbürger, die im vergangenen Jahr verreist sind, um 4 Prozentpunkte – der höchste gemessene Anstieg – auf aktuell 62 Prozent.

Dies geht aus der 35. Deutschen Tourismusanalyse der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen hervor, in der repräsentativ rund 3.000 Bundesbürger ab 14 Jahren in persönlichen Befragungen (face-to-face) nach ihrem Urlaubsverhalten 2018, ihren Reiseabsichten für 2019 sowie ihren Urlaubswünschen befragt wurden.

Zugenommen hat die Reiseintensität in jeder Altersgruppe, am stärksten jedoch in der Generation über 55 Jahren (51% zu 56%) und ganz speziell innerhalb der Gruppe der 65- bis 74-Jährigen. Verreiste 2017 „nur“ jeder Zweite von ihnen (50%), waren es 2018 bereits fast zwei von drei (61%).

Professor Dr. Ulrich Reinhardt, wissenschaftlicher Leiter der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen: „Eine Revolution auf leisen Sohlen wird den Tourismus verändern. Reiseerfahrene, ältere Generationen prägen schon heute das Bild vieler Hotels, Strände und Innenstädte. Sie bilden die Mehrheit der Bundesbürger, haben Zeit, Geld und wollen die Welt kennenlernen. Wer ohne die Senioren plant, plant an der Zukunft vorbei.“

Inlandsreiseziele 2018: Mecklenburg-Vorpommern vor Bayern

Ausgebuchte Hotels von Rügen bis Oberammergau. Deutschland war auch 2018 das – mit großem Abstand – beliebteste Reiseziel der Deutschen. Mehr als jeder dritte Reisende verbrachte seinen längsten Urlaub des Jahres (mindestens 5 Tage Dauer) zwischen den Küsten im Norden und den Bergen im Süden der Republik. Allerdings verlor der Inlandstourismus insgesamt 0,5 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr – im 10-Jahres-Vergleich sogar 3,9 Prozentpunkte.

Der Zweikampf zwischen Mecklenburg-Vorpommern und Bayern ging 2018 in die nächste Runde. Gewinner waren diesmal die Reiseziele in Mecklenburg-Vorpommern. Der lange und heiße Sommer führte dort zu ausgebuchten Hotels und vollen Stränden. Neben den Familien als Stammpublikum konnten sich besonders viele Jungsenioren und Ruheständler für die Ostseeküste und Seengebiete im Nordosten begeistern. Bayern hingegen sank in der Gunst der Urlauber, sowohl im Jahresvergleich als auch im 10-Jahres-Vergleich. Das Nachbarland Baden-Württemberg konnte seine Gästezahl hingegen erstmals seit Jahren wieder steigern und gerade im Schwarzwald neue Besucherrekorde verzeichnen. Ebenso wie Bayern musste auch Schleswig-Holstein bei der Haupturlaubsreise Einbußen hinnehmen. Hauptgrund hierfür waren vor allem die Kapazitätsgrenzen der Unterkünfte vor Ort, da durch den Ausnahme-Sommer viele Unterkünfte ausgebucht waren und Reisende auf andere Destinationen auswichen.

Reinhardt: „Auch wenn weniger Bundesbürger ihren Haupturlaub in Deutschland verbrachten, war die Reisesaison eine sehr erfolgreiche. In zahlreichen Destinationen wurden Rekordergebnisse erzielt. Verantwortlich hierfür waren steigende Übernachtungszahlen von ausländischen Gästen sowie eine gute, teilweise sogar sehr gute Nebensaison.“

Auslandsreiseziele 2018: Spanien bleibt Spitzenreiter, doch Italien ist der Gewinner

Europäische Feriengebiete waren die Gewinner der Urlaubssaison 2018. Deutlich mehr als die Hälfte der Bundesbürger (54,3%) verbrachte ihren Urlaub in Europa. Bei den Auslandsreisezielen bleibt die Popularität Spaniens ungebrochen. Insbesondere die Balearen – die allein mehr Gäste begrüßen konnten als Griechenland und die Türkei zusammen – erfreuen sich bei den Deutschen einer hohen Beliebtheit.

Allerdings sank der Anteil deutscher Urlauber in allen spanischen Feriengebieten im Vergleich zum Vorjahr leicht. Profitieren konnten hiervon in erster Linie Italien und Österreich auf den Plätzen zwei und drei. Doch Grund zur Freude über gestiegene Gästezahlen gab es auch in Skandinavien und Griechenland. Die Türkei konnte ihre Talfahrt stoppen und verlor erstmals seit Jahren nicht weiter. Allerdings verdeutlicht der 10-Jahres-Vergleich (2018: 3,7%, 2008: 6,3%), dass viele Urlauber auch in der abgelaufenen Feriensaison auf andere Mittelmeerziele auswichen.

Eine Fernreise unternahm 2018 etwa jeder achte Urlauber. Bei den außereuropäischen Zielen verlor Nordafrika die meisten Marktanteile im Jahresvergleich (2017: 2,9% – 2018: 2,2%), dicht gefolgt von Zielen im Nahen und Mittleren Osten (2017: 1,2% – 2018: 0,7%). Nordamerika ging hingegen im Jahresvergleich als der Gewinner unter den Fernreisen hervor (2017: 2,2% – 2018: 2,7%) und lag fast gleichauf mit Zielen in Asien, die ihr Vorjahresniveau fast halten konnten (2017: 2,9% ­– 2018: 2,8%).

Fazit vom wissenschaftlichen Leiter: „Eine florierende Wirtschaft und geringe Arbeitslosigkeit waren die Hauptgründe für den Reiseboom 2018. Ausgebuchte Hotels im Inland ließen viele Urlauber auf europäische Destinationen ausweichen, mögliche höhere Kosten vor Ort wurden durch eine leicht abnehmende Reisedauer kompensiert.“

Reisedauer 2018: Die Reisedauer geht leicht zurück

Erstmals seit fünf Jahren ging die Reisedauer wieder leicht zurück. Nicht mehr ganz 13 Tage wurde im Durchschnitt in der Reisesaison 2018 verreist. Verantwortlich hierfür waren weniger Fernreisen als im Vorjahr, die traditionell mit mehr als zweieinhalb Wochen (18 Tage) viel Zeit in Anspruch nehmen. In Deutschland verweilten die Urlauber im Durchschnitt gut zehn Tage am Ferienort (10,3 Tage), wohingegen der Urlaub im europäischen Ausland durchschnittlich drei Tage länger dauerte (13 Tage).

Hierbei galt die Gleichung „je zeitaufwendiger die Anreise, desto länger vor Ort“ – so dauerte eine Reise in das Nachbarland Österreich ähnlich lang wie ein Inlandsurlaub. Wer hingegen in die Türkei flog, blieb durchschnittlich mehr als eine halbe Woche länger vor Ort.

Reiseprognose 2019: Mehr als jeder zweite Deutsche wird verreisen

Die Reiselust der Bundesbürger bleibt auch 2019 ungebrochen. Fast jeder zweite Deutsche ist sich schon jetzt sicher, in diesem Jahr zu verreisen und etwa jeder achte plant sogar zwei oder mehr Urlaube. Im Gegensatz dazu sagen lediglich 17 Prozent der Bürger, dass sie 2019 nicht in den Urlaub fahren werden. Konstant ist zudem die Zahl der noch Unentschlossenen (38%), von denen erfahrungsgemäß etwa ein Drittel im Laufe des Jahres doch noch verreisen wird.

Reiseziele 2018: Jeder Fünfte verreist in Deutschland

Die Reiseziele 2019 zeigen es ganz deutlich: Deutschland bleibt das beliebteste Reiseziel und Inlandstourismus ist im Trend. Jeder fünfte Bundesbürger plant bereits jetzt, seinen Haupturlaub im eigenen Land zu verbringen, und jeder dritte Urlauber ist sich sicher, in Europa unterwegs zu sein. Vor allem Urlaubsdestinationen in Spanien, Italien und Griechenland sind dabei gefragt.

Aber auch alle anderen Destinationen, von der Türkei über die USA bis nach Thailand, werden dieses Jahr wieder zahlreiche deutsche Urlauber begrüßen können, die derzeit nur noch auf das richtige Angebot warten, um die besten Wochen des Jahres zu buchen.

Professor Reinhardt zum Ausblick auf die Reisesaison 2019: „Urlaub bleibt auch 2019 die populärste Form des Glücks. Allerdings ziehen erstmals seit Jahren auch wieder einige Wolken am Horizont auf. Der Brexit und der Handelsstreit mit den USA können ebenso den Tourismus negativ beeinflussen wie die Angst vor Terroranschlägen oder einer einsetzenden Rezession. Daher hängt einiges davon ab, wie sich die Welt in den kommenden Monaten entwickelt. Noch deutet vieles auf eine hohe Reiseintensität in 2019 hin. Ob sie aber das Niveau von 2018 erreichen wird, bleibt abzuwarten.“

Urlaubswünsche: Grüne Ziele sowie Sonne, Strand und Meer

In diesem Jahr sind wir zusätzlich auch der Frage nachgegangen, welche Urlaubswünsche die Deutschen haben. Diese bewegen sich zwischen altbekannten und neuen Reiseformen. Ein stetig wachsender Teil der Bevölkerung möchte bei der Urlaubsplanung alles beim Alten belassen und sich im Urlaub in der Sonne in erster Linie erholen, essen und bummeln gehen (1998: 35%, 2019: 43%). Insbesondere in der mittleren Lebensphase zwischen 25 und 49 Jahren (53%) ist der Wunsch groß, nimmt dann aber mit dem Renteneintritt (27%) schlagartig ab. Mit zunehmendem Alter zählen weniger die Reiseart und das Reiseziel, sondern vielmehr der richtige Reisepartner wie Freunde oder Familie.

Für fast jeden zweiten Bundesbürger stehen mittlerweile aber auch grüne Ziele mit schönen Landschaften und einer intakten Natur ganz oben auf der Urlaubswunschliste (1998: 40%, 2019: 47%). Die Bedeutung von nachhaltigen und ökologischen Destinationen und Anbietern ist hierbei in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Insbesondere für ältere Reisende gehören eine intakte Umwelt, reine Luft und saubere Strände zum Urlaub dazu.

Ulrich Reinhardt: „Sommer, Sonne, Strand und Meer, an dieser alten Formel wird sich auch zukünftig wenig ändern. Immer wichtiger wird die Kombination aus Nachhaltigkeit und Naturerleben. Nicht nur der Verstand, sondern auch das Bauchgefühl lässt diesen Wunsch immer größer werden. Entsprechend gehört Destinationen, die einen sonnigen, erholsamen Urlaub inmitten einer intakten Natur bieten, die Zukunft.“

Technische Daten der 35. Deutschen Tourismusanalyse 2019

Anzahl und Repräsentanz der Befragten: 3.000 Personen ab 14 Jahren in Deutschland
Befragungszeitraum: Dezember 2018 / Januar 2019
Befragungsinstitut: GfK Marktforschung/Nürnberg

Ihre Ansprechpartnerin

Ayaan Güls
Pressesprecherin

Tel. 040/4151-2264
Fax 040/4151-2091
guels@stiftungfuerzukunftsfragen.de

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