Urlaub 2025: So reisen die Deutschen

Forschung aktuell, 311

4. August 2025

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Urlaub 2025: Zwischen Selbstbestimmung, Schnäppchenjagd und schlechtem Gewissen

Neue Studie der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen zeigt, wie Deutschland heute reist – und warum die größten Individualisten nicht die Jüngsten sind. 3000 Bundesbürger ab 18 Jahren wurden online durch die GfK zu ihrem Buchungsverhalten befragt.

Reisen ist und bleibt ein Sehnsuchtsort – doch wie, wann und mit welchem Anspruch verreisen die Deutschen heute wirklich? Die neuste Tourismusstudie der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen offenbart: Zwischen Individualisierung, digitalen Einflüssen und wachsendem Klimabewusstsein ist ein neues Spannungsfeld entstanden. Der Wunsch nach Freiheit und Flexibilität trifft auf ökonomische Zwänge, der Einfluss von Social Media verändert Reiseentscheidungen – und ausgerechnet die Generation 65plus zeigt sich als autonomste Urlaubergruppe.

 

Selfmade statt Sorglospaket: Wer bucht wie?

Der klassische Pauschalurlaub verliert an Boden. Nur noch 29 % der Befragten setzen auf die Komplettlösung aus Flug, Hotel und Programm aus einer Hand – vor zwanzig Jahren waren es noch 33 %. Die große Mehrheit plant ihren Urlaub heute individuell oder nutzt Teilpauschalen, also Einzelleistungen, die mit eigenen Buchungen kombiniert werden.

Besonders bemerkenswert: Die größte Gruppe der Selbstplaner sind nicht etwa die 18- bis 29-Jährigen – sondern die über 65-Jährigen. 64 % der Senioren buchen ihren Urlaub vollständig selbst, ohne Reisebüro oder Plattform. Sie vergleichen Angebote, kombinieren Flüge und Unterkünfte eigenständig und greifen dabei zunehmend auf digitale Hilfsmittel zurück.

Demgegenüber zeigt sich die junge Generation zurückhaltender. Nur ein gutes Drittel der unter 30-Jährigen organisiert den Urlaub komplett eigenständig. Rund ein Drittel nutzt Teilpauschalen – etwa, um Flug oder Unterkunft vorab abzusichern – das restliche Drittel bleibt bei der klassischen Pauschalreise. Professor Dr. Ulrich Reinhardt:
„Die Ergebnisse widersprechen den gängigen Klischees. Viele halten Digital Natives für besonders autonom und technikaffin – doch beim Reisen zeigen sie eine überraschende Nähe zu standardisierten Angeboten. Es sind die Erfahreneren, die eigenständig und selbstbewusst agieren – auch digital.“

 

Digitaler, spontaner – und zunehmend widersprüchlich

Auch abseits der Buchungsform zeigen sich neue Entwicklungen:

  • 36 % planen ihren Urlaub möglichst frühzeitig,
  • 11 % buchen dagegen spontan und reisen Last-Minute.
  • 14 % lassen sich bei der Urlaubsentscheidung von Social Media oder Influencern leiten.
  • 14 % bevorzugen Airbnbs oder private Unterkünfte.
  • 5 % geben an, dass vegetarische oder vegane Angebote ihre Zielwahl beeinflussen.

Auffällig ist auch die wachsende moralische Ambivalenz:
14 % der Deutschen verspüren ein schlechtes Gewissen, wenn sie fliegen – gleichzeitig finden nur 17 %, dass Nachhaltigkeit bei der Wahl des Reiseziels wichtiger sei als der Preis. Die Reiselust bleibt ungebrochen – aber sie steht zunehmend unter ethischer Beobachtung.

 

Fazit: Vielfalt statt Vereinheitlichung

Reisen im Jahr 2025 ist geprägt von Individualisierung, aber nicht von radikalem Wandel. Die grundlegenden Buchungsmuster bleiben über 20 Jahre hinweg erstaunlich stabil – die Pauschalreise verliert leicht, Individualreisen legen moderat zu, Teilpauschalen gewinnen an Bedeutung. Doch unter der Oberfläche verändert sich das Motivgefüge: Es geht weniger um das „Wie“ der Reise, sondern um das „Wozu“.

Ob aus Kostengründen, aus digitaler Neugier oder aus dem Wunsch nach Kontrolle – die Gründe für die Art der Reiseorganisation sind so vielfältig wie die Reisenden selbst. Was jedoch alle eint: der Wunsch nach Wahlfreiheit.

„Reiseanbieter sind gut beraten, künftig weniger auf starre Komplettpakete zu setzen – und stattdessen flexible Baukastensysteme anzubieten“, so Reinhardt. „Die Bundebsürger wollen keine vorgefertigten Reisen – sie wollen Angebote, die zu ihnen passen.“

 

Ihre Ansprechpartnerin

Ayaan Güls
Pressesprecherin

Tel. 040/4151-2264
Fax 040/4151-2091
guels@zukunftsfragen.de

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