Trendanalyse: „Heiraten? – Nein, danke!“ 

Forschung aktuell, 116

27. Juni 1994

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Trendanalyse: „Heiraten? – Nein, danke!“

Junge Leute finden Freizeitgenuß wichtiger als Familiengründung

Immer mehr Leute unter 30 finden Sport, Hobbies und Urlaubsreisen wichtiger als Heiraten und eine Familie gründen. Mittlerweile ist jeder zweite Westdeutsche im Alter von 18 bis 29 Jahren nicht mehr bereit, sich wegen einer Familiengründung in den persönlichen Freizeitinteressen einzuschränken. Damit hat dieser Trend 1994 – im "Jahr der Familie" – einen neuen Höchststand erreicht. (1985: 39% – 1988: 44% – 1994: 50%). Dies geht aus einer aktuellen Repräsentativbefragung des B·A·T Freizeit-Forschungsinstituts bei 2.000 Westdeutschen ab 14 Jahren im Zeitvergleich der Jahre 1985, 1988 und 1994 hervor.

Gegen Heirat und Familie sind vor allem die jungen Männer unter 30 eingestellt. Eine deutliche Mehrheit von ihnen will "frei und unabhängig" bleiben mit der Begründung: Man kann auch ohne Kinder und Familie "glücklich leben" (1985: 49%, 1988: 52%, 1994: 58%). Hingegen vertreten mehrheitlich die jungen Frauen unter 30 (noch) eine entgegengesetzte Meinung: "Für mich sind Ehe, Kinder und Familie eine Aufgabe, für die es sich zu leben lohnt. Auch im Familienleben bleibt genügend Zeit für Freizeitinteressen." Doch wird auch bei den jungen Frauen der Anteil der Heiratswilligen zunehmend kleiner (1985: 70%, 1988: 66%, 1994: 58%). Prof. Dr. Horst W. Opaschowski, der Leiter des B·A·T Instituts: "Schon vor einem Jahrzehnt prognostizierten wir: Die Gefahr einer tendenziell kinderlosen Freizeitkultur zeichnet sich für die Zukunft ab. Jetzt ist es so weit. Die Zahl der jungen Leute, die ins heiratsfähige Alter kommen und denen der persönliche Freizeitgenuß wichtiger ist als die Familiengründung, wächst ständig."

Die neue Wohlstandsgeneration auf dem Ego-Trip

Die Gewöhnung an das freie Leben zwischen Konsum- und Freizeitgenuß bleibt nicht ohne Folgen. Immer mehr Bundesbürger entscheiden sich für ein Single-Leben, in dem sie ungestört ihren persönlichen Interessen nachgehen können. Die Zahl der 1-Personen-Haushalte nimmt ständig zu. Auf ihr freies und unabhängiges Leben will die Mehrheit der Singles aller Altersstufen nicht mehr vergesellschaften nimmt die Kinderlosigkeit zu", so Prof. Opaschowski. "Dies ist eine zwangsläufige Folge des wachsenden Individualismus, nicht selten auch Erstmals wurde 1994 vom B·A·T Freizeit-Forschungsinstitut auch die ostdeutsche Bevölkerung in diese Befragung einbezogen. "Noch" dominiert bei der jungen Generation unter 30 die Familienorientierung (56%) über die Freizeitorientierung (41%). Doch zeichnet sich schon bei den 20- bis 24jährigen ein Umdenken ab: Jeder zweite (50%) will lieber den eigenen Freizeitinteressen nachgehen, die ihm wichtiger als Ehe, Kinder und Familie sind. Die Pflichterfüllung in der Familie verliert auch in den neuen Bundesländern zunehmend ihren gesellschaftlichen Leitbild-Charakter. Befürchtet werden wie in Westdeutschland Einbußen an persönlichem Lebensgenuß.

Technische Daten der Befragung

Anzahl und Repräsentanz Deutschland der Befragten:   
2.600 Personen ab 14 Jahren (2.000 West – 600 Ost)

Zeitraum der Befragung: 21. bis 29. April 1994

Ihre Ansprechpartnerin

Ayaan Güls
Pressesprecherin

Tel. 040/4151-2264
Fax 040/4151-2091
guels@stiftungfuerzukunftsfragen.de

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